Kunst in DOMPLATZ 5

Kunst in DOMPLATZ 5

In Zusammenarbeit mit der → Künstlerseelsorge des Bistums Regensburg werden im infozentrum DOMPLATZ 5 immer wieder ausgewählte Kunstwerke ausgestellt, die Begegnung schaffen wollen von Mensch, Kunst und Kirche. Denn „Kunst ist nicht Luxus, sondern Notwendigkeit.“ (Lyonel Feininger) und: „Die Kirche braucht die Kunst. Sie braucht sie zur Vermittlung ihrer Botschaft.“ (Johannes Paul II. an die Publizisten und an die Künstler, 1980)


Djawid Borower (* 1958), Picture of Light, 2014

„Ich habe hier versucht, das Thema »Licht« so deutlich wie möglich herauszuarbeiten, das ja das eigentliche Thema der gotischen Kathedrale ist. So habe ich das an sich dunkle Innenleben der Kirche in jene Farben getaucht, die den lichten Charakter am sichtbarsten widerspiegeln: Gelb und Orange. Dargestellt ist nicht das natürliche Licht, das von außen in den Raum fällt, sondern die Strahlkraft, die vom Altar ausgeht. Was die Zeitangaben angeht, so ist der Ausgangspunkt die Sterbezeit Christi: 15.00 – 16.00. Es sind im Grunde genommen Erinnerungen und Gegenwartswahrnehmungen des Gekreuzigten z.B. der Tod (00:00).“ Das Bild „Picture of light“ hängt seit Mitte April als Dauerleihgabe des Diözesanmuseums in DOMPLATZ 5.

Nikodemus Löffl (* 1960), Kathedrale

Seine kraftvollen Holzskulpturen holt er mit der Kettensäge aus frischem – nassen – Holz. Die gekonnt und sicher gesetzten Bearbeitungsspuren geben den Werken einen ursprünglichen derben Charakter, gleichzeitig aber auch werden die Oberflächen lebendig: Sie zeigen Narben, Schrunden und erzählen damit eine Geschichte. Im Trocknungsprozess durchlebt das Holz zusätzlich eine weitere Veränderung: Die Skulptur reißt und entfaltet sich. Sie lebt sich aus.

Renate Christin (* 1941), Wohngemeinschaften

Der größte Teil meiner Arbeit als Künstlerin befasst sich mit Europa. Ein Teil davon hat den Titel „GEMEINSAMES HAUS EUROPA“. Zu diesem Haus Europa gehören auch „Wohngemeinschaften“, wie in diesem 8-teiligen Bild. Die Schwierigkeiten, die im Großen auftreten, sind im Prinzip dieselben wie die Probleme, die weltweit auftreten: zwischen Ländern, in Städten, auf dem Land, zwischen Arbeitskolleg/innen, zwischen den Bewohnern eines Hauses und in den Familien.

Jörg Traeger (* 1942), Winzerer Höhen

Die Landschaftsmalerei bedeutete für Jörg Traeger keine Profession, vielmehr eine Passion – eine befreiende Kehrseite zu Beruf des vielgefragten und engagierten Hochschullehrers und Forschers. Der Malerei widmete er sich ausschließlich an Feiertagen und vor allem in den Semesterferien als gesuchtem ‚Seitenwechsel‘ vom Schreibtisch zur Staffelei. Diese stellte der Maler Jörg Traeger mitten in der Natur auf, sur le motif. Ein morgens begonnenes Bild wurde noch am Nachmittag desselben Tags vollendet … Die Malerei bedeutete für ihn die subjektive Artikulation des Privatmenschen Traeger… In seinen Bildern wechseln impressionistische Züge mit expressionistischen, mimetische, dem Naturvorbild verpflichtete illusionistische Züge mit abstrahierenden.

Herbert Muckenschnabl (* 1947), Am Grenzwald

Herbert Muckenschnabl entnimmt seine Bildthemen dem Alltag. Es sind Landschaften, Stillleben, Architektur und Menschen. Die Landschaftsdarstellungen sind Kompositionen seiner Heimat. Nicht der dargestellte Ort im Bild ist wichtig, sondern die Aura einer beseelten Landschaft, die unverwechselbare Landschaft Niederbayerns, die des Bayerischen Waldes und des vorgelagerten tertiären Hügellandes an Isar und Inn. Seine Bilder leben auffallend von der starken Linienführung und so ist es nicht verwunderlich, dass manche in ihrer Reduzierung an asiatische Kalligraphie erinnern. Aber selbst in seinen großformatigen, auf wenige Linien asketisch reduzierten Pinselzeichnungen entfernt sich Muckenschnabl nicht gänzlich vom Gegenstand, sondern vermittelt dem Betrachter immer noch die Vorstellung von konkreten Dingen. Es ist also nicht das reine Abbild der Dinge, sondern ihre Übersetzung in eine andere, ganz eigene Bild- und Formensprache. Diese hat er im Laufe seines mittlerweile vier Jahrzehnte langen Schaffens kontinuierlich zum eigenen, nahezu unverwechselbaren, fast zu einem künstlerischen Alleinstellungsmerkmal entwickelt. Grundsätzlich strahlen die Bilder Muckenschnabls eine große, wohltuende Ruhe und Klarheit aus. Formal wie inhaltlich auf das Wesentliche reduziert, wirken sie unaufgeregt und meditativ.

Stefan Bircheneder (* 1974), Winterabend

Nach großem Enthusiasmus und mit viel Edelstahl lief diese Fabrik nur 2 Jahre, als dieser Investorentraum zerplatzte. Die Sonnenuntergangsstimmung lässt nach Jahren nichts mehr ahnen von enttäuschten Hoffnungen. Die Anlage liegt jetzt im friedlichen Winterschlaf aus dem sie wohl nicht mehr aufwacht.

Roswitha Frank (* 1966), Ins Licht

„Beginning to see the light“ nannten Velvet Underground einen ihrer Songs. Beginning to see the light ist mehr als ein Gefühl des Wiedererwachens, mehr als ein Gefühl des Wiederentdeckens, es ist der gedankenlose Raum des Sehens, der Raum, in dem Neues erschaffen wird. „Ins Licht“ ist entstanden nach einer längeren Phase künstlerischer Unruhe, eine Hommage an die neu erwachte Zuversicht.

Matthias Eckert (* 1967), Nach innen

Geh nicht aus dir hinaus, in dich selber kehre ein; denn im inneren Menschen wohnt die Wahrheit.
Augustinus (354-430)

Alexander Rosol (* 1982), #12 aus der Serie „Statt-Sicht“

Die Arbeiten „Statt-Sicht“ sind eine Serie aus Regensburg-Ansichten, die jedoch keine topografisch realistische Sicht wiedergeben, sondern vielmehr die Charakteristik der Stadtgestalt aufgreifen. Der Fokus liegt hierbei auch auf den anonymen oder unbewussten Orten in den äußeren Stadtteilen, die als größtmöglicher Kontrast in die historische Baukultur der Innenstadt mit ihren zahlreichen Profanbauten eingebettet werden und das gewohnte Stadtbild entstehen lassen. Erst bei einem näheren Blick werden diese Elemente wahrgenommen. Alexander Rosol arbeitet in einer Mischtechnik aus Fotografie und anschließender Übermalung. Je nach Größe der Arbeit werden bis zu 200 fotografische Versatzstücke mittels digitaler Bildmontage zu einer Kompositionsstruktur zusammengefügt, auf Leinwand gedruckt und in einem mehrschichtigen Malprozess zu einer Bildfläche zusammengefügt.

Katharina Ganslmeier (* 1983), Markus Genzwürker (* 1983), Strahlenkranz Fragment III

In unseren Arbeiten greifen wir auf die uns vertraute Bildsprache traditioneller Holzbildhauerei zurück. Dabei übernehmen wir einzelne Fragmente wie Strahlenkränze, Faltenwürfe etc., reißen sie aus ihrem ursprünglichen Kontext und schaffen somit Raum für Gedankenspiele. Die Skulptur „Strahlenkranz“ geht zurück auf die Darstellungsform der Strahlenkranzmadonnen. Obwohl das figürliche Zentrum in groben Zügen ausgespart ist, wirkt das Fragment mit seinem warmen goldenen Glanz nicht leer. Eine freie Ausschnitthaftigkeit, präsentiert auf einem schlichten Eisengestell, steht hier einer traditionellen Materialkombination von Eichenholz und Polimentvergoldung gegenüber. Der offensichtliche Widerspruch von reduzierter Darstellungsform und klassischen Bildelementen animiert dazu, auch traditionelle Inhalte zu hinterfragen. In wieweit kann ich mich heute noch mit diesen identifizieren? Welche Teile davon will und kann ich für mich übernehmen?

Jakob Steiger (* 1989), Grablegung, 2019

Im Leuchtkasten »Grablegung« verbindet Steiger die berühmte Malerei von Caravaggio mit seiner eigenen Malerei. Kunstgeschichte wird so zum Material für heutige neue Werke. Das Gewesene wird zum Denkbruchstück für das Kommende. Die »Grablegung« schafft es, aus dem abgestorbenen Material der Geschichte, einen produktiven Gehalt für unsere Gegenwart zu destillieren. Kunst ist immer zu einem großen Teil aus Historie zusammen gesetzt, lässt sich aber nicht und nie auf diese reduzieren.