Blick in das Mortuarium des Domkreuzgangs © Hagen Horoba

Der Domkreuzgang – Baudenkmal von europäischem Rang

Text: Staatliches Bauamt Regensburg © 2023

Im nordöstlichen Areal des Regensburger Doms befindet sich eine ursprünglich romanische Doppelkreuzganganlage, die kunst- und architekturgeschichtlich ein Denkmal von europäischem Rang darstellt. Die Doppelkreuzganganlage wies vielschichtige Schadensphänomene auf. Zum Erhalt der Bausubstanz und des Erscheinungsbilds waren daher umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Diese konnten im vorgesehenen Zeitraum von 2015 bis 2022 unter Einhaltung des Kostenrahmens von 6,9 Mio. € abgeschlossen werden.

Die Doppelkreuzganganlage besteht aus dem Domkapitelhaus, dem westlichen Domkreuzgang, dem Mortuarium, der Allerheiligenkapelle, der Kapelle St. Stephan (im Volksmund auch „der alte Dom“ genannt) sowie dem östlichen Domkreuzgang. Das mit Elementen spätgotischer Architektur versehene Domkapitelhaus entwickelte sich aus dem Seitenschiff des romanischen Vorgängerbaus des heutigen Doms. Im Erdgeschoss befinden sich das Lapidarium, die Kapelle zur Rast, die Kapelle der Verlassenheit und die Michaelskapelle. Im Obergeschoss liegen drei prunkvoll ausgestattete Domkapitelsäle. Der westliche Domkreuzgang stammt aus dem 11./12. Jahrhundert und schließt über eine Treppenanlage unmittelbar an das Domkapitelhaus an. Das Mortuarium trennt den westlichen und östlichen Kreuzgang und bildet die axiale Verbindung zur Kapelle St. Stephan. Der ursprünglich schmale Verbindungsgang wurde Ende des 11. Jahrhunderts nach Westen hallenartig erweitert, später eingewölbt und Anfang des 16. Jahrhunderts mit reich skulptierten Fenstergewänden der Frührenaissance ausgestattet.

Die Schadenstypologie des Domkreuzgangs gliederte sich in statisch-konstruktive Schäden an Dächern, Gewölben, Wänden und Fundamenten sowie in restauratorische Schäden an Außenputz, Außenpfeilern, Epitaphien, Naturstein-Fenstern und Raumschalen. Restauratorisches Ziel war es, die Objekte überwiegend konservatorisch zu bearbeiten, die Oberflächen nachhaltig zu festigen und die Alterungszustände bewusst zu erhalten. Freilegungen und Rekonstruktionen standen nicht zur Diskussion. Der Einbau technischer Installationen erfolgte nur in geringem Umfang. Der „morbide Charme“ der Gesamtanlage sollte unverändert erhalten bleiben.

Neben dem prioritären Ziel einer nachhaltigen Substanzerhaltung sollte die Baumaßnahme auch einen wesentlichen Beitrag zur Bauforschung leisten. Neue Erkennt-nisse, v.a. zu Fassungsbefunden von Raumschalen und Ausstattungsobjekten sowie zu archäologischen Grabungsbefunden konnten gewonnen werden.

Im Zuge einer statischen Sondage-Grabung wurde in der Stephanskapelle die Bestattung eines „Peregrinus“ entdeckt, der in einem kleinen Holzsarg im Jahr 1086 bestattet wurde. Eine Bleiplatte auf dem Schädel des Toten weist ihn als hohen ausländischen und geistlichen Würdenträger aus, der nach Errichtung der neuen Stephanskapelle hier seine letzte Ruhestätte fand. Das Jahr 1086 auf der Bleiplatte ist nach dem in der Weihinschrift der Kapelle genannten Jahr 1070 die zweitälteste dokumentierte Datumsangabe im Kreuzgangareal. Ebenso konnten die vielfältigen Graffitis im Domkreuzgang erfasst und bewertet werden.

Für die barrierefreie Erschließung des Kreuzgangs sorgt ein Plattformlift an der Ostseite, mit dem sich der Höhenunterschied von etwa 2,5 Metern von der Fußgängerebene aus nach unten überwinden lässt. Damit ist der gesamte Regensburger Dombezirk mit St. Peter, St. Ulrich und der Niedermünsterkirche nun barrierefrei zugänglich.

Führungen

Der Domkreuzgang kann im Rahmen von → Führungen ab dem 01. Mai 2024 wieder beschtigt werden.